?Wir werden derzeit überrannt“, schreibt der Bürgermeister von Gersfeld, einem Ort in der Rh?n. Rettungswege seien versperrt, Privateigentum werde besch?digt und auf allen Wirtschaftswegen st?nden Autos, viele fahren sich fest, so Steffen Korell (CDU) auf Facebook. ?Es wird kreuz und quer gefahren.“
Man habe sich nur gegen eine Abriegelung der Wasserkuppe und Sperrung der Stra?en entschieden, weil es sonst zu Verdr?ngungseffekten in der Region kommen würde. Es werden aber erst Autos weiter zum Berg gelassen, wenn andere abgefahren seien.
?Wir haben ein Verkehrsproblem durch die ungeheure Masse an Menschen (..) Kennzeichen aus allen Teilen Deutschlands. Düsseldorf, Karlsruhe, Bamberg, Heidelberg, Kassel, Frankfurt. Irre!“ Die Lage lasse sich kaum steuern. Korell bittet eindringlich darum, zuhause zu bleiben.
Alle Bitten um Verzicht hatten zuvor schon wenig genutzt: Im Harz und auch anderen verschneiten Berggebieten waren die Parkpl?tze am Samstag vielerorts schon am Morgen voll. ?Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Goslar am Mittag. ?Es geht so gut wie gar nichts mehr, einige Autos sind auch liegen geblieben. Es ist zu viel los.“
Auf Rodelbergen wie der Hexenrittabfahrt am Wurmberg tummelten sich die Massen, auch auf Wanderwegen liefen Ausflügler dicht an dicht.
Beh?rden und Polizei hatten zuvor immer wieder darum gebeten, im Corona-Lockdown lieber auf Ausflüge in die Berge zu verzichten – und doch kam es erneut zu einem Ansturm von Rodlern und Wanderern.
Schon am Vormittag twitterte die Polizei Goslar, dass die Parkpl?tze weitgehend ausgelastet seien und sich auf der B4 ein langer Stau bilde. Der Gro?raumparkplatz in Torfhaus war überfüllt. Auf dem Goetheweg von Torfhaus zum Brocken str?mten die Massen. Auch in Braunlage war viel los.
Winterberg sperrt Stra?en ab
Trotz eines weit reichenden Betretungsverbots sind auch am Sonntag wieder viele Tagesausflügler nach Winterberg im verschneiten Sauerland gefahren. Die Polizei riegelte daraufhin wichtige Zufahrtsstra?en ab. Es komme jetzt praktisch niemand mehr rein, sagte eine Sprecherin der Stadt Winterberg. ?Wir haben gestern Abend noch ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute sind trotzdem wieder hierhergekommen“, berichtete sie. Jetzt würden sie aber hoffentlich umdrehen und zurückfahren.
Winterberg hatte in den vergangenen Tagen unter Hinweis auf die Ansteckungsgefahr mit Corona und den Lockdown immer wieder darum gebeten, auf Ski- und Rodelspa? zu verzichten.
Polizei und Ordnungsbeh?rden stellten am Samstag 94 Verst??e gegen die Corona-Kontaktbeschr?nkung und 176 Verst??e gegen die Maskenpflicht fest. Dazu kamen zwei Strafanzeigen, weil Einsatzkr?fte beleidigt wurden und in einem anderen Fall bespuckt werden sollten.
Es gibt keine Toiletten
In Niedersachsen gibt es keine Beschr?nkung für Tagestouristen, nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin und Hamburg reisten Ausflügler an.
Lifte und Pisten sowie Restaurants und Hütten sind bis mindestens 10. Januar geschlossen. Die Betreiber der Wintersportarena und des Skiliftkarussells in Winterberg weisen auf ihren Internetseiten darauf hin, dass es darum für Ausflügler keine Toiletten und keine M?glichkeiten zum Aufw?rmen gibt – und dass keine Retter vor Ort sind.
?Wir lieben unsere Berge“, hei?t es auch. ?Aber in diesen Zeiten müssen wir diese Liebe ruhen lassen, denn der Ansturm führt zu Stau und Massenaufl?ufen. Verstopfte Stra?en, fehlende Parkpl?tze und viele potenzielle Kontakte. Wer will das schon?“
Auch am Gro?en Feldberg in Hessen hielt der Ansturm von Ausflüglern mit Sehnsucht nach Schnee an. Rund um den h?chsten Gipfel im Taunus sei es ?chaotisch wie die letzten Tage“, sagte ein Sprecher der Polizei in K?nigstein.
Zahlreiche Ausflügler seien trotz gesperrter Gipfelzufahrten unterwegs, Stra?en in den Ortschaften rund um den Feldberg seien zugeparkt. Auch in der Rh?n zog es am ersten Samstag des Jahres viele Menschen nach drau?en und zur Wasserkuppe, Hessens h?chstem Berg. ?Es ist voll“, sagte ein Polizeisprecher in Fulda.
Polizei erwartet Ansturm auch am Sonntag
Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich die Autos in manchen Ausflugsorten kilometerlang gestaut. ?Ich denke, am Sonntag wird es genauso sein wie heute“, befürchtete ein Polizeisprecher im Harz.
Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge schneit es am Sonntag in vielen Regionen, in einem Streifen von Baden-Württemberg über Hessen und Thüringen bis nach Sachsen und Brandenburg. Dabei dürften zwei bis fünf Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
Mit Glatteis müsse vor allem im Osten gerechnet werden, hie? es vom DWD. Mindestens bis Mitte der Woche bleibt es demnach unter dicken Wolken bei nasskalter Witterung. ?Sonne ist in den kommenden Tagen wirklich kein gro?es Thema“, so ein Sprecher des Wetterdienstes.