Die Schwarzarbeit boomt in der Krise. So hat der ?konom Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universit?t in Linz für WELT errechnet, dass in diesem Jahr die Schwarzarbeit von 9,1 auf 11,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen wird. Umgerechnet auf das BIP 2019 w?ren das 380 Milliarden Euro. ?Im n?chsten Jahr dürfte die Schwarzarbeit noch mal um zehn bis zw?lf Prozent steigen – das w?ren dann mehr als 420 Milliarden Euro“, erwartet Schneider.
Schwarzarbeit ist ein Symptom der Krise. Schon w?hrend der Finanzkrise 2009 wurde mehr schwarzgearbeitet. Aus Schneiders Sicht wirkt das stabilisierend auf die Wirtschaft. Schwarzarbeit diene als entscheidender Puffer, damit die Krise nicht noch schlimmer ausfalle. Viele Dienstleistungen würden dann nicht mehr nachgefragt, wenn sie vollst?ndig versteuert werden müssten, sodass ein gr??erer Teil des Wirtschaftslebens ins Schattenreich verschoben wird.
Schwarzarbeit kann helfen, die Rezession abzumildern
In guten Zeiten, wenn die Wirtschaft wieder voll ausgelastet ist und Arbeitskr?fte wieder begehrt sind, setzt gemeinhin eine Gegenbewegung ein – zurück in die offizielle, die helle Wirtschaft.
Anfang des Jahres, als die Corona-Krise noch fern war, ging Schneider in seiner allj?hrlichen Prognose, die er gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung der Universit?t Tübingen herausgibt, noch davon aus, dass der Anteil der Schwarzarbeit hierzulande das elfte Jahr in Folge sinkt, von 9,2 Prozent auf 9,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Doch dann brach die Konjunktur im Frühjahr zusammen und die Schattenwirtschaft zog an.
In Deutschland wird wieder mehr schwarz gearbeitet
Als eine Folge der Corona-Krise und der Rezession wird in Deutschland wieder mehr schwarz gearbeitet. Denn die Menschen h?tten durch Kurzarbeit mehr Zeit und zum Teil kr?ftige Einkommenseinbu?en.
Quelle: WELT/ Lea Freist
Besonders betroffen ist die Gastronomie. Hier wird traditionell viel gemauschelt. Laut Berechnungen des Linzer ?konomen Schneider werden dort 17 Prozent der Ertr?ge schwarz erwirtschaftet. Von den L?hnen gehen 28 Prozent an der Steuer vorbei, beispielsweise als Trinkgeld, sch?tzt Schneider.
Der Staat versucht seit Langem, den Schattensektor zurückzudr?ngen. Zwischenzeitlich sah es so aus, als h?tte die Regierung dank neuer Registrierkassen und strengerer Kontrollen damit auch Erfolg. Jetzt aber in der Corona-Krise geht es vor allem darum, die Gastronomie am Leben zu halten.
Nun steckt Deutschland mitten in einer Rezession, die gerade die Gastronomie schwer getroffen hat. Bereits Ende Oktober waren nach Einsch?tzung der Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel mehr als 8300 Restaurants, Gastst?tten, Imbisse und Cafés in Deutschland insolvenzgef?hrdet.
Die Lage hat sich durch den erneuten Lockdown versch?rft. Bis mindestens Ende des Monats muss das Gastgewerbe schlie?en. Schneider geht davon aus, dass die Schwarzarbeit hier in diesem Jahr von 55,2 Milliarden Euro auf 58,67 Milliarden Euro steigen wird. Ohne zweiten Lockdown w?ren es sogar 60,07 Milliarden Euro gewesen.
Umso heftiger dürfte demnach der Anstieg der Schattenwirtschaft im kommenden Jahr sein, wenn die Einschr?nkungen gelockert seien, aber Deutschland noch immer in einer Krise stecke. So erwarten ?konomen, dass die deutsche Wirtschaft erst Ende 2022 wieder normal ausgelastet sei.
Sozialkassen entgehen durch Schwarzarbeit hohe Beitr?ge
Das verführt Wirte dazu, Arbeitskr?fte schwarz zu besch?ftigen, um Kosten zu sparen. Gleichzeitig sind mehr Spüler, Putzkr?fte und Aushilfsk?che ohne Besch?ftigung. Viele davon wollen auf dem Papier nicht zu viel verdienen, um ihr Arbeitslosen- oder Wohngeld nicht zu gef?hrden.
Den Sozialkassen entgehen durch Schwarzarbeit viele wertvolle Beitr?ge. Neben den entgangenen Lohnsteuern gibt es aber auch einen positiven Effekt: So wird das schwarz verdiente Geld in gro?en Teilen wieder ausgegeben und dabei Mehrwertsteuer gezahlt.